
Es ist mittlerweile 3.41h morgens. Die Packsession kann beginnen! Die große Herausforderung besteht nicht daraus, einfach alles in den Rucksack zu packen was man braucht, sondern darin, alles getrost zu Hause zu lassen, was man nicht unbedingt braucht.
Vor 5 Jahren, als wir im Himalaya (Tibet+Ladhak) auf Tour waren, hat mein Rucksack insgesamt fast 20kg gewogen. Und ich habe mir darüber keine Gedanken gemacht. War doch schon immer so beim wandern dass der Rucksack halt schwer ist. Oder?
Das dachte ich. Bis ich vor 2 Jahren in Korsika war. Mit meinem 16kg-Rucksack, also schon sehr sparsam gepackt, lief ich gerade den GR20 entlang. Eines morgens schon vor Sonnenaufgang aufgebrochen, traf ich auf dem Grat oben plötzlich auf Jean, einen Franzosen der da gerade seinen Schlafsack vom Tau ausschüttelte. Wir unterhielten uns gut, irgendwann fragt er mich wie viel kg mein Rucksack hat. Und bietet an, er zeigt mir mal seinen Rucksack. Erst beim rüberlaufen zu seinem Tarp hat's mich fast um vor Schreck. Erst jetzt seh ich: jean hat nur ein Bein. Das andere besteht aus einer Eisenstange! Und damit läuft der Typ den GR20, das ist nicht gerade ein Spaziergang! Ein Scherz? Wie macht er das?
Aber als er anfängt jeden einzelnen Gegenstand aus seinem - naja- Rucksack kann man es fast nicht nennen, eher so eine Art Beutel - zu holen, wird's mir langsam klar. Er hat eine ultraleichte Ausrüstung, fast alles irgenswie selber genäht oder zusammengebastelt. Gerade mal 5kg insgesamt. Nur so war es für ihn möglich, mit seinem einen Bein solche Touren zu laufen. Wir gingen dann den ganzen Tag gemeinsam und ich sah zu dass ich ihm überhaupt hinterher komme. So leichtfüßig stieg der da zwischen den Felsen ab.
Diese Begegnung hat mich fasziniert. Eine geniale Strategie, die er da hatte. Das ging mir die ganze Tour lang nicht mehr aus dem Kopf. Schon beim nächsten langen Aufstieg in der größten Hitze der korsischen Sonne malte ich mir aus, wie unglaublich viel angenehmer, kraftsparender, fröhlicher und manchmal vllt sogar schmerzfreier es sich jetzt mit so einem gechillten leichten 5kg Rucksack da hoch liefe. Und man kann sich ganz mit den Eindrücken der Natur beschäftigen, statt mit dem schweren Rucksack!
Seitdem ist viel passiert. Ein dickes Dankeschön an Jean für diese Inspiration! Ich habe meine Ausrüstung komplett neu überdacht und und viel ausprobiert, abgewogen, abgeschnitten und gebastelt. Mit auf Tour kommen morgen 5,5kg Basisgepäck.
Meine Packliste:
Das trage ich am Körper:
Wanderschuhe Meindl
Merinosocken
Unterwäsche
Laufhose
Merinotop
Langarmshirt
Sonnenmützchen
Buff
Trekkingstöcke
Handy + Bambushülle
Uhr
Kompass
Karte
Planzeiger
Stift
Mini-Tourtagebuch
Laufen und schlafen:
Rucksack
Ruchsack-Regenschutz
Cumulus Schlafsack mit Packsack
Isomatte
Rettungsdecke als Unterlage
Tarp
Kleidung:
Lange Hose
Wechselsocken
Wechselunterwäsche
Pulli
Daunenjacke mit Packsack
Regenjacke
Trekkingschirm
Essen und trinken:
Soto-Gaskocher
Feuerzeug
Birkenrinde
Kochtasse
Löffel
Messer
Trinkflaschen
Hygiene
Handtuch
Zahnbürste
Zahnpasta
Haarbürste
Waschpowder
Lippenstift
Lilycup compact
Taschentücher
Erste-Hilfe und Flickzeug
Desinfektionsmittel
Pflaster
Compeed Blasenpflaster
Kompressen
Verband
Schere
Zeckenzange
Homöopathische Miniapotheke
Gemüsebrühe
Outdoor-Erste-Hilfe Spickzettel
Seamgrip Kleber
Nylon- Flicken
Nähzeug
Kabelbinder
Klebeband
Elektronik:
Powerbank
Mini-Ladekabel mit Samsung-Adapter
Petzl Bindi Stirnlampe
Ersatz-Speicherkarte
Sonstiges:
Sitzkissen
Mini-Rucksack
Ziplock-Beutel
Geldbeutel
Dazu kommt noch (je nach Abschnitt unterschiedlich viel)
Kartenmaterial
2. Gaspatrone
Proviant
Wasser
Das ist alles, was ich brauche. Manches werde ich dann vielleicht doch nicht brauchen und irgendwann per Post zurückschicken. Das einzige, was ich die ganze Zeit mittragen werde und hoffe es nie benutzen zu müssen, ist das erste-Hilfe-Set :)
Das hier soll jetzt keine Empfehlung für jeden sein. Es ist nur meine persönliche Liste, die sich in den letzten Jahren immer wieder als zuverlässig erwiesen hat in den Bergen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Jeder hat da ja seine individuellen Ansprüche was Komfort und Sicherheit angeht. Und mir ist klar, dass der Grat zwischen Minimalismus und Risiko/Gefahr manchmal sehr schmal sein kann. Deshalb würde ich empfehlen, anfangs lieber mal im Zweifel was zu viel einzupacken und dann bei jeder Tour zu optimieren. Ich hab bis jetzt bei fast jeder längeren Tour irgendwas nach Hause zurückgeschickt, von der Regenhose bis zum Solarpanel :)