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Tourplanung - oder der weite Weg bis zum ersten Schritt


Einfach mal eben planlos und naiv loslaufen in die Wildnis? Nein, keine Sorge - sowas mach ich nicht. Mir kommt es mittlerweile fast so vor als ob die Vorbereitung für die Tour noch viel länger dauert als dann die Tour selbst. Seit Monaten grüble und lese und tüftle ich über dem Kartenmaterial herum, überlege welche Routen ich jetzt am Anfang laufen kann um nicht zu tief in den Schnee hinein zu kommen, der dieses Jahr noch weit runter in den Bergen liegt. Oder wie ich es anstellen könnte, damit ich nicht alle 35 Papier Wanderkarten die ganze Zeit im Rucksack mittragen muss. Viel Zeit habe ich auch mit ausgiebeigen Trainingstouren verbracht, nicht dass meine Beinchen dann gleich nach den ersten 100km nach Wien schon schlapp machen;) Ach ja, für so eine lange Tour kann man gar nicht gut genug vorbereitet sein!

2000km - das ist schon ein wahnsinnig langer Weg. Ihr fragt euch vielleicht auch, wo man da überhaupt anfängt zu planen? Am Anfang hatte ich echt Respekt vor dieser Aufgabe. Aber gerade vorhin habe ich noch ein letztes Mal meine 6 Kartenstapel fein säuberlich neben meinem Bett sortiert, mit den wichtigsten Eckdaten zur Wegbeschreibung und inklusive Gaspatrone für jeden Abschnitt. Ich bin echt gespannt ob das so hinhaut.

Hier mal meine Planungsschritte zusammengefasst:

1. Da es keinen durchgängigen Fernwanderweg gibt von Wien bis Nizza, habe ich mir meine eigene Route zusammengestückelt. Ich will nicht den kürzesten Weg, sondern den schönsten Weg durch die Alpen laufen. Klar war mir auch von Anfang an: ich will unbedingt auch durchs Allgäu laufen. Quasi von Wien bis nach Hause laufen und natürlich kurz meine Family besuchen :)

2. Wien-Allgäu-Nizza. Daraus ergab sich schonmal eine grobe Route. Von Wien bis ins Tirol kann ich mich fast durchgehend am Nordalpenweg orientieren. Von dort bis fast ins Allgäu laufe ich einzelne Teile auf dem Adlerweg. Vom Allgäu bis zum Monte Rosa laufe ich einmal quer durch die Schweiz etwas parallel zum Walserweg. Von dort aus fast durchgängig auf der GTA (Grande Traversata delle Alpi) bis kurz vor Nizza, wo ich dann auf den GR5 wechsle. Da ich letzen Sommer den Walserweg und Teile der GTA erkundet habe, werde ich dieses Mal nicht den gleichen Weg nochmal laufen sondern für den Abschnitt ganz eigene Routen basteln.

3. Die Route habe ich als nächstes in 6 Abschnitte geteilt um da ein bisschen mehr Überblick reinzukriegen:

1.Teil: Wien bis Admont -Nordalpenweg

2.Teil: Admont bis St. Johann - Nordalpenweg

3.Teil: St. Johann bis Allgäu - Adlerweg

4.Teil: Allgäu bis Mt.Rosa/Matterhorn - Walserweg

5.Teil: Mt.Rosa/Matterhorn bis Susatal - GTA Nord

6.Teil: Susatal bis Nizza - GTA Süd/ GR5

4. Erst jetzt habe ich mir alle Karten die ich nicht schon mal gelaufen bin oder in einer Kartenkiste von meinem Papa gefunden habe im Maßstab 1:50.000 besorgt oder auf Swisstopo geholt. Und zwar in Papierform. Unbedingt. Ich bin kein Freund von Smartphones, GPS-Apps und sonstigen elektronischen Dingen. Bei der Planung fand ich es als Spielerei mal ganz nett, meine Route auf Komoot, Outdoor actives, Maps 3D und wie sie alle heißen, einzugeben für die km-, hm-, Gehzeitberechnung und sowas. Aber für die Navigation im Gelände - nein Danke! Damit hab ich bisher einfach keine guten Erfahrungen gemacht. Denn ich finde es gibt nichts ungemütlicheres als schon spät nachmittags irgendwo hoch oben auf dem Pass im Geröllfeld zu stehen, sämtliche rot-weiße Markierungen im dichten Nebel zu verlieren, natürlich die Smartphone- Batterie in der Kälte längst abgekratzt und dann auch noch keine Karte dabei. Aufgeschmissen!

Nur schon deshalb liebe ich es, old school unterwegs zu sein:

Alle 35 Karten, Kompass und Planzeiger kommen mit auf Tour.

5. Die letzten drei Tage habe ich damit verbracht, mit einem schwarzen Filzstift meinen kompletten Weg auf Karte für Karte einzuzeichnen. Oft habe ich auch Alternativrouten getüftelt und gepunktet noch dazu eingezeichnet im Falle von Schnee/Regen/Gewitter. Mögliche Biwakplätze habe ich gleich mit eingezeichnet und von 1 bis 89 durchnummeriert. Genauso mit Proviant-Einkaufsmöglichkeiten, die es auf meiner Route mind. alle 10 Tage mal gibt. Dann habe ich die Teile der Karten weggeschnitten, wo mein Weg nicht durchgeht, um Gewicht zu sparen. Am Ende habe ich alle Karten von 1-35 durchnummeriert und den 6 Teilabschnitten zugeordnet.

6. So, jetzt könnte ich schon fast loslaufen. Aber als Ultra-leicht-Fan ist es halt für mich schon fast eine Unmöglichkeit, ständig 35Karten im Rucksack bergauf bergab zu tragen. Da bräuchte ich ja schon fast einen extra Rucksack für die!

Deshalb hab ich mir einen kleinen Gag überlegt: Ich rufe einfach Hütten/Gasthöfe oder Privatleute an, an denen ich sowieso vorbeilaufe und frage ob ich dort so eine Art Kartenstützpunkt einrichten darf. Ich schicke dann also einfach im voraus ein Päckchen mit den Karten für den nächsten Abschnitt (und eine Gaspatrone und natürlich paar Powerriegel) an diese Adresse z.B. in St.Johann und hole das dann ab wenn ich dort ankomme. Einen Kontakt im Wallis hatte ich sogar schon über eine liebe Freundin. Die fertig gelaufenen Karten schicke ich dann einfach im nächsten Dorf mit Poststation nach Hause zurück. Müsste doch klappen, oder? Und mit den verschiedenen Leuten auf dem Weg in Kontakt zu kommen ist sicher auch eine tolle Erfahrung. Mich interessieren halt nicht nur die Berge sondern auch wie Menschen da so leben - von Wien bis Nizza.

7. Zu guter letzt habe ich dann gestern Nacht größere Teile der Route wieder über den Haufen geworfen, sämtliche Karten neu ausgedruckt und nochmal umnummeriert. Wie das eben so ist. Weil ich im Wallis doch noch eine geschicktere Route entdeckt habe. Und da mir die ausgedruckten Komoot Karten von kurz vor Nizza dann im letzten Moment doch zu verhaut und ungenau schienen, bin ich heut tatsächlich nochmal in den Bulchladen gestiefelt um ordentliche französische Originalkarten zu holen.

Das Ganze klingt jetzt nach etwas logistischem Aufwand. Aber ich denke das lohnt sich. Ich bin gespannt.

Jetzt geht's schon ans packen :)

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